Code of Conduct

Die Leitstelle511 hat sich zum Ziel gemacht, sowohl Mitgliedern als auch Besucher*innen eine angenehme Atmosphäre zu bieten. Dafür haben wir einen Code of Conduct ausgearbeitet.

Kurzfassung

Du hast das Recht, nicht belästigt zu werden.

Wir helfen dir, damit du in der Leitstelle511 und ihren Kommunikationskanälen sicher bist und respektiert wirst.

Als Belästigung verstehen wir unter anderem:

  • Gewalt (verbal und physisch)
  • Rassismus, Faschismus, Nationalismus, Sexismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit und Diskriminierungen aller Art
  • Körperkontakt ohne Erlaubnis
  • Misgendering und Deadnaming
  • Fotografieren und Filmen ohne Erlaubnis
  • Ungebetenes Shoulder-Surfing
  • Unnötigen Lärm (Schreien, Hämmern, etc.)
  • *-splaining und Backseat-Driving
  • Eingriff in den privaten Bereich anderer Entitäten

Hilfe bekommst du bei Mitgliedern oder dem Vorstand. Mitglieder können sich außerdem an das Plenum wenden.

Erklärungen zu den einzelnen Punkten findest du in der Langfassung des Code of Conduct, den wir mit dem Feedback der Leitstelle511 gemeinsam erarbeitet haben.

Langfassung

Präambel

Die Leitstelle511 ist ein Ort des Lernens und des Austauschs. Je größer die Diversität der Community ist, desto besser kann die Leitstelle511 ihren Zweck erfüllen. Damit das funktioniert, halten wir einen besonnenen Umgang mit Konflikten für wichtig. Dies bedeutet für uns, dass wir grundsätzlich die Bedürfnisse der Menschen ernst nehmen und ihnen eine Garantie geben, bei der Lösung von Konflikten zu helfen.

Mit diesem Code of Conduct hat sich die Leitstelle511 zum Ziel gemacht, sowohl für Mitglieder als auch für Besucher*innen eine angenehme Atmosphäre zu bieten. Wir haben den Anspruch, einen belästigungs- und diskriminierungsfreien Raum zu schaffen, in dem sich Entitäten unabhängig von Alter, Geschlecht, Abstammung und gesellschaftlicher Stellung entfalten können.

Uns ist bewusst, dass dieses Ziel aufgrund der gesellschaftlichen Machtverhältnisse und Missstände nicht in Gänze erreicht werden kann. Desweiteren passieren uns allen mal Fehler, die wertschätzend angesprochen werden sollten. Wir dulden jedoch keine bewusste Diskriminierung und erwarten einen reflektierten Umgang, wenn auf diskriminierendes Verhalten hingewiesen wird. Entitäten, die dem zuwiderhandeln, können nach dem Ermessen der Anwesenden temporär von den physikalischen und virtuellen Räumlichkeiten ausgeschlossen werden.

Dieses Dokument ist kein Regelwerk, sondern soll als Richtlinie verstanden werden.

Belästigung

Belästigung kennt viele Facetten und kann sich verbal oder nonverbal zeigen. Wir führen hier nur einige Beispiele auf, um diese Vielfältigkeit zu zeigen.

Als Belästigung verstehen wir unter anderem:

  • Gewalt

    Jede Form von Gewalt ist unzulässig. Dazu gehören körperliche, psychische und soziale Gewalt.

    Gewalt kann sich vielfältig äußern. Dazu zählt:

    • Androhung von oder Anstiftung zu Gewalt
    • Selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten (z.B. Verherrlichung von Drogen)
    • Einschüchterung, Beleidigung, Stalking (beginnt schon beim Sammeln von Informationen) oder Verfolgung
    • unerwünschte sexuelle/sexualisierte Aufmerksamkeit (Komplimente, Anspielungen, Blicke, Gesten, Aussagen, Handlungen)
    • Ausnutzen von Notlagen oder struktureller Ungleichheiten
    • Androhung von staatlicher Verfolgung durch die Weitergabe von Informationen an Behörden
    • Verbale Äußerungen, die soziale Machtverhältnisse verstärken („nach unten treten“)
    • Ungefragtes Veröffentlichen von persönlich überreichten Information (u.a. Zitieren aus privater Kommunikation)
    • Befürwortung von oder Ermutigung zu einer der oben genannten Verhaltensweisen
  • Diskriminierung

    Diskriminierung in jeglicher Form ist nicht zulässig. Dies bedeutet einen Missbrauch einer Machthierarchie zur Abwertung oder Unterdrückung eines anderen Menschen.

    Gesellschaftliche Hierarchien äußern sich auf viele verschiedene Weisen. Dazu gehören:

    • Rassismus
    • Faschismus
    • Nationalismus
    • Sexismus
    • Ableismus/Behindertenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Queerfeindlichkeit

    Auch die Betroffenheit von einer dieser Formen der Diskriminierung berechtigt nicht dazu, wiederum Diskriminierung auszuüben.

  • Körperkontakt ohne Erlaubnis

    Jede Form von Kontakt zwischen Körpern ohne Erlaubnis ist nicht zulässig.

  • Misgendering und Deadnaming

    Vorsätzliches Deadnaming und Misgendering werden nicht toleriert. Deadnaming meint das Verwenden eines abgelegten Namens oder die Offenbarung dessen. Misgendering meint das Verwenden eines falschen Pronomens oder Geschlechts.

  • Fotografieren und Filmen ohne Erlaubnis

    Fotografieren und Filmen einer Person oder ihrer persönlichen Gegenstände ohne Erlaubnis ist unzulässig. Zu persönlichen Gegenständen gehören Geräte, insbesondere deren Bildschirme oder Sticker auf dem Gehäuse, Kleidung, Bücher und persönliche Projekte. Sowie alles Andere, das auf die Identität der Person schließen lässt.

  • Ungebetenes Shoulder-Surfing

    Das längere Beobachten von persönlichen Bildschirmen ohne Erlaubnis ist unzulässig. Es geht nur dich etwas an, was auf dem Bildschirm deines Notebooks, Smartphones oder sonstigen Geräts passiert. Selbstverständlich kannst du trotzdem Entitäten auf ihre Projekte ansprechen.

  • Lärm

    Ein störender Umgang mit Geräuschen ist unzulässig. Dazu gehören beispielsweise Schreien, das Arbeiten mit Werkzeug in unpassenden Situationen oder die unerwünschte laute Wiedergabe von Musik.

    Natürlich machen Menschen durch ihre bloße Anwesenheit Geräusche. Lärm hingegen ist eine Belastung durch Geräusche. Wir bitten dich, hier rücksichtsvoll auf andere einzugehen.

    Dies bedeutet, beispielsweise folgende Verhaltensweisen zu unterlassen:

    • Plötzliches Rufen durch den Raum
    • Ignorieren der Aufforderung, die Lautstärke zu reduzieren
    • Auf den Tisch hämmern
    • Anhaltende Störung von Vorträgen, Workshops oder Gruppentreffen
  • *-splaining und Backseat-Driving

    Das ungefragte Erklären oder Kommentieren der Handlungen anderer ist unzulässig. Das Anbieten von konstruktiver Hilfe ist erwünscht, allerdings sollte respektiert werden wenn die Person diese nicht annehmen will.

    In der Leitstelle511 kommen viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Kenntnissen zusammen. Hoffentlich bist du dazu bereit, dein Wissen mit anderen Menschen zu teilen. Bitte stelle immer sicher, dass dein Beitrag erwünscht ist.

    Menschen sollen für Unwissen nicht ausgelacht oder schief angeschaut werden. Menschen haben Wissen in unterschiedlichen Bereichen. Ein „Wie, du kennst <hier etwas einfügen> nicht?” hilft niemandem.

  • Eingriff in den privaten Bereich anderer Entitäten

    Das Hacken privater Geräte anderer sowie der unerwünschte Zugriff auf private Informationen wird nicht toleriert. Wir handeln nach dem Grundsatz „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen” (siehe auch: Die Hackerethik).

Folgendes Verhalten verstößt nicht gegen den Code of Conduct:

  • Hinweise auf diskriminierendes, belästigendes oder übergriffiges Verhalten
  • Benennen und Setzen von Grenzen (z.B. „Lass mich in Ruhe” oder „Ich will das nicht mit dir diskutieren”)
  • Handlungen, die in explizitem Einvernehmen aller Beteiligten geschehen

Gültigkeitsbereich

Dieser Code of Conduct gilt nicht nur innerhalb der Räume der Leitstelle511, sondern bei jeder Begegnung von Menschen aus unserer Gemeinschaft. Kommunikationsmittel wie Mailinglisten und Chats sind ebenso gemeint.

Belästigung soll keinen Menschen treffen, auch nicht außerhalb unseres Hackspaces. Wir haben als gesamte Community eine Verantwortung und sind uns dieser bewusst.

Durchsetzung

Wenn eine Person auf ihr belästigendes Verhalten hingewiesen wird, soll sie es sofort unterlassen.

Bei einer dennoch anhaltenden Belästigung kann ein Hausverbot ausgesprochen werden. Dies gilt entweder für den restlichen Tag oder für eine längere Zeit.

Jedes Mitglied des Vereins ist berechtigt, von diesem Hausrecht Gebrauch zu machen. Der Vorstand des Vereins entscheidet darüber, ob ein Hausverbot mit längerer Dauer als 1 Tag ausgesprochen wird.

Melden von Verstößen

Jedes Mitglied ist für die Umsetzung des Code of Conduct verantwortlich. Verstöße können bei jedem Mitglied und dem Vorstand angesprochen werden. Mitglieder können sich außerdem an das Plenum wenden. Belästigungen oder Zuwiderhandlungen sind sowohl für den Hackspace als auch dessen Entitäten störend, daher sind wir über jede Meldung dankbar.

Änderungen an diesem Dokument

Der Code of Conduct einschließlich aller Bestandteile und Anhänge wird vom Plenum beschlossen und kann ausschließlich durch Beschluss des Plenums geändert werden.

Quellen

Dieser CoC basiert auf dem Chaosdorf CoC (Stand: 30.07.2024) unter CC-BY-3.0. Zusätzlich haben wir uns aus den folgenden Quellen bedient: